Der Nationalkongress fand am 4. März 1956 statt und stellte folgende Direktanforderungen auf: Herabsetzung der Militärdienstzeit von 12 auf 6 Monate; Abhaltung von Kammerwahlen alle 4 Jahre im ganzen Land; Förderung des Mittelstandes; Abschaffung der Jungesellensteuer; besseres Verhältnis zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber.

Die Ämterverteilung im Zentralkomitee für das Jahr 1956 wurde  folgende: Ehrenpräsidenten: Alphonse Osch und Camille Linden; Präsident: René Federspiel; Sekretär: Claude Huberty;  stellvertretender Sekretär: Leonie Schmit; Kassierer Fernand  Turinetty; stellvertretender Kassierer: Edy Becker; Mitglieder:  Raymond Auge, R. Biever, Marcel Beckius, Pit Becker, Irene  Frisch, M. Turinetty, Nic. Gillen, Albert Lorang, B. Cloos, Pierre  Wecker, R. Roeder, V. Pierrard und M. Turinetty.

Weiter wurden bezeichnet: Delegierter der DP 1 Paul Bohr; Delegierter im Comité Directeur der DP: Fernand Turinetty; Delegierte im Conseil National der DP: Auge, Huberty und Cloos; Commission des Jeunes auprès de l’Armée: Delleré, Federspiel und Huberty; Presse: Delleré, Simon, Huberty, Becker und Federspiel; Commission Politique: Delleré, Auge, Becker E., Huberty, Gillen und Federspiel.

Die Aktivität der JDL im Inland wies ausser der Arbeit in den vorerwähnten Kommissionen viele andere positive Aktivposten auf: Mitgliederwerbung, Gründung einer Sektion in Sandweiler, Aufbau und Aufrechterhaltung der Kontakte zwischen den Sektionen und dem Zentralvorstand, Beteiligung der JDL an der 10jährigen Jubiläumsfeier des Herrn Emile Hamilius als Stadtbürgermeister. usw.

Besonders erwähnenswert war die rege Tätigkeit der Schüttringer Sektion, deren Vorstand, bestehend aus Edmond Tholl (Präsident), Norbert Petit (Vizepräsident), Raymond Welter (Sekretär)  Georges Beckius (Kassierer), René Schmit und Lucien Glesener  (Mitglieder), und auf der Generalversammlung vom 15. September 1956 bestätigt, sich durch mannigfaltige politische Aufklärungsarbeit auszeichnete und nicht zuletzt einen gutbesuchten  Tanzabend am 28. Oktober 1956 organisierte.

Das Jahr 1956 stand aber zuletzt auch, wie die vorhergehenden,  vor allem im Zeichen der internationalen Kontakte. So wohnten über 100 Delegierte aus allen Teilen Luxemburgs der im Rahmen der europäischen Jugendkampagne in Wormeldingen organisierten europäischen Tagung bei, wo neben R. Federspiel. dem Abgeordneten R. Schaffner auch Hanson (Präsident der WLFRY) und Michel van Dosselaer (Generalsekretär der JEL) das Wort ergriffen. Luxemburger Vertreter beim Nationalkongress der  „Jeunesses Libérales Belges” am 17. und 18. November 1956 in  Liege waren G. Penníng, N. Gillen und R. Federspiel.

Trotzt vielversprechender und vor allem fruchtbarer Arbeit sollte  das Jahr 1956/57 leider mit grossen Unstimmigkeiten organisatorischer Natur unter den Mitgliedern des Zentralvorstandes en-  den, die die Entfaltung der J.D.L. in den folgenden Jahren schwer  belasten sollte. Es begann mit dem Beschluss des Zentralvorstandes vom 15. Juli 1956, im Mamertal ein „Home“ für junge Liberale errichten zu lassen. Das Projekt das ungeachtet seiner  zweifellosen Vorteilen und Attraktivität bald ob seiner ebenso  zweifellosen Kostspieligkeit Gegenstand einer regen Diskussion  wurde, nahm sehr schnell konkrete Formen an, als der Zentral-  Vorstand ein diesbezügliches Aktionskomitee aus den Freunden  Guillaume Mandy, Marcel Steil, Paul Bohr, Pierre Becker, Pierrot  Flener, Fernand Leches, René Federspiel, Nicolas Gillen, Fritz  Pittelkow, Ferdinand Turinetty, Léonie Schmit und Benny Cloos  schuf.

Die so entstandenen Diskussionen verschärften sich in dem Sinne, als verschiedene Mitglieder des Comité Directeur der D.P. sich ebenfalls gegen das erwähnte Vorhaben aussprechen. Besagtes Comité Directeur nahm schliesslich als solches in seiner Sitzung vom 8. November 1956 eine offiziell negative Haltung dazu ein.

Auf einem ausserordentlichen Kongress am 14. Oktober 1956,  wo Vizepräsident Armand Simon über Armeeprobleme referierte,  wurde der Zentralvorstand in seinem Vorhaben bestätigt und ermächtigt, auch ohne die Hilfe der D.P. das Projekt durchzuführen. Bei dieser Gelegenheit wurden Stimmen laut. die die mangelhafte Aktivität anprangerten und desgeachtet eine klarere  politische Linie seitens der D.P. forderten.

Die Auseinandersetzung trieben ihrem Höhepunkt zu, als der  Zentralvorstand der J.D.L. in seiner Sitzung vom 9. Dezember  1956 beschloss, den statutarischen Nationalkongress auf den 13.  Januar 1957 anzuberaumen und folgende Punkte den Kongressisten zu unterbreiten: Abänderung des Namens „Jeunesses Démocratiques Luxembourgeoises“ in „Jeunesses Libérales Luxembourgeoises”; Bestimmung der JDL-Weltanschauung durch den Linksgedanken; Kampfansage an die konfessionellen Übergriffe auf die Betätigung der Gewissensfreiheit und auf das Unterrichtswesen; Anstrebung einer Zusammenarbeit der J.D.L. mit anderen Jugendorganisationen.

In rascher Folge überstürzten sich alsdann die Ereignisse. Auf der Zentralvorstandssitzung vom 28. Januar 1957 wurde René Federspiel als Präsident abgesetzt, aus der J.D.L. ausgeschlossen und durch Vizepräsident Nic. Gilien ersetzt. Dieser Beschluss  wurde auf der J.D.L.-Delegiertenversammlung vom 3. Februar  1957 im Café de Commerce in Luxemburg bestätigt.

Welche auch immer die Gründe für diese Schritte gewesen sein  sollen, sie wogen schwer in der darauffolgenden Entwicklung  und hemmten bedauerlicherweise manch notwendige Arbeit. Es  ist anzunehmen, dass es nie zu jenen drastischen Massnahmen  gekommen wäre, hätte man die verheerenden Folgen ahnen  können. So wurden zusätzlich die Meinungsdifferenzen öffentlich im „Letzeburger Journal” ausgefochten (siehe die Nummern vom 2. und 9. Februar 1957), wodurch die Lage unnötigerweise weiter vergiftet wurde.