Der am 23. Mai 1971 zu Esch im Saal Oestreicher tagende Na-  tionalkongress gab der JDL eine völlig neue Führung : Ehrenpräsidenten: Alphonse OSCH, Camille LINDEN, Gaston THORN,  Paul BEGHIN, Gab. DELLERE, Lucien EMRINGER und Gaston  BOMB; Präsident: Claude SCHMIT; Vizepräsidenten: Roland FUNK (Beziehungen mit Sektionen), Jacques-Yves HENCKES        1971/72 war aber nicht weniger das Jahr des ausserordentlichen  Aufschwungs der Sektionen. Die Sektion Bettemburg-Düdelingen die lediglich am 25. Juni 1971 einen Kegelabend in Peppingen  veranstaltete und am 21. Januar 1972 ihre Generalversammulng  in Kayl abhielt, konnten den anfänglichen Dynamismus leider nicht aufrechterhalten.

Dagegen gab sich die Sektion Echternach am 24. August 1971  ein provisorisches Komitee mit Vic GILLEN (Präsidenttç John STEIL (Vizepräsident); Jean-Paul NEYENS (Sekretär), Gilbert  SCHMIT (Kassierer); Laddie TRIERWEILER, Jean PATERNOS-  TER und Paul WIRTZ (Mitglieder). Dieses Komitee wurde auf  der Generalversammlung vom 1. Oktober 1971 bestätigt.

Die Sektion Esch nahm sich 1971/72 ein grosses Arbeitspensum vor, das sie grossartig erledigte. Wertvolle Arbeit wurde in den  sektionseigenen Arbeitskommissionen geleistet. Auf einer Versammlung vom 20. Oktober 1971 wurde der Vorstand infolge  der Demission von Präsident Glesener neu besetzt. Ehrenpräsident: Paul GLESENER; Präsident: Sylvain WAGNER; Vizepräsident: Jean-Claude CONTER; Sekretär: Claııde HEYNEN;  stellvertretender Sekretär: Jean STROCK; Kassierer: Jacques KOCK; Mitglieder: Paul BELCHE, Jeanne ZETTINGER, Yvette  HAMILIUS, Albert BIREN und Caroline MOYSE. Am 19. November  1971 organisierte die Sektion einen Konterenzabend in Esch mit G. Bomb (“Israël en 100 images”), sowie am 21. Dezember 1971  eine Besichtigung der Luxemburger Börse und der Brauerei  in Clausen. Auf der ordentlichen Generalversammlung am 12. Januar 1972 in Esch wurden die Ämter im Comité teilweise erneuert: Ehrenpräsident: Paul GLESENER; Präsident: Sylvain  WAGNER; Vizepräsident: Jean-Claude CONTER; Sekretär:  Claude HEYNEN; stellvertretender Sekretär: Jean STROCK; Kassierer: Jacques KOCH; Mitglieder: Gaby MOSEL, Yvette  HAMILIUS, Paul SIEBENALER und Jacques HOFFMANN.

Die Sektion Mamer organisierte wiederum vom 10. bis 12. September 1971 ihr traditionnelles Campingtreften “op der Kaul” zu  Wiltz.

lm Osten wurde die Kantonalsektion Remich gegründet. die gelegentlich einer Kontaktversammulng vom 23. Oktober 1971 in  Schwebsingen folgendes Komitee erhielt: Charles URBANY, Henri URBANY, René RISCH, Norbert GLODEN und Jean BEINING. Am 21. Dezember 1971 wurde ein Diskussionsabend mit  dem Motto: “Jugend bestimmt mit” in Remich veranstaltet. Am 6. Februar 1972 fand die erste ordentliche Generalversammlung  der Sektion in Schwebsingen statt.

Anfang 1971 war die Sektion Walferdingen gegründet worden, die sich unter Führung von Präsident Valy PISSINGER und Sekretär Jean-Marie EVEN rasch zu einer dynamischen Zelle der  JDL entwickelte. Am 7. Mai 1971 beteiligte sich die Sektion an  einem Informationsabend der DP mit Sportkommissar Camille  POLFER, JDL-Ehrenpräsident Gaston BOMB und CEL-Präsident  Camille MINES. Weiter wurden ein “Trip Auto-Pédestre” am 11. Juli 1971 nach Lellingen und Boulaide, ein Tanzabend am 5. Februar 1972 in Bereldingen, sowie ein “trip” am 19. März 1972 in  den Bereldinger Wäldern organisiert. Leider sollten interne Schwierigkeiten personneller Natur die Arbeit zum Stocken bringen, so dass das nationale Exekutiv-Komitee sich gezwungen  sah, den Lokalvorstand am 25. März 1972 zu suspendieren und eine Versöhnungs- und Schliclıtungskommission für den 6. April  1972 einzuberuten. Die Meinungsverschiedenheiten konnten  schnell behoben werden, und am 14. April 1972 wurde ein neuer Vorstand gewählt: Präsident Valy PlSSlNGER; Vizepräsident  René FALTZ; Sekretär Jos. ELVINGER; Kassierer John TRAU-  DEN; Mitglieder Romain GOEREND, Margaret COLLING, Jean-Marie EVEN, François GODEFROID und Norbert BECKER.

Die Sektion Wiltz schliesslich veranstaltete am 23. November  1971 eine Besichtigung der SEBES-Werke zu Esch-Sauer. Auf der ordentlichen Generalversammlung am 23. April 1972 in Wiltz  wurde ein neuer, Vorstand gewählt: Präsident Jean BARBEL;  Sekretärin Isabelle HALLEZ; Mitglieder Henri CARMES, Gust  DECKENBRUNNEN, Bruno RAMPONI, Robert ROEMEN, Noëlle  SCHLEICH, Will SCHOLER und Pierre WILWERTZ.

Neben den wahrhaftig zeitraubenden Reorganisationsarbeiten in den Sektionen und Bezirken konnte ein weiterer Erfolg dadurch erzielt werden, dass am 9. Oktober 1971 in Luxemburg der erste  ordentlich Kongress des “Cercle des Etudiants Libéraux” abgehalten werden konnte; sein Zentralkomitee wurde mit folgenden  Leuten besetzt: Präsident Jacques-Yves HENCKES; Vizepräsident Ronald WEBER, Generalsekretär Michel WURTH; Kassierer Jean STROCK; Mitglieder Frank ANGEL, Henri ROEMER, Alexis  GILBERT, Daniele HIPPERT, Georges HELDENSTEIN, Mario  HlRSCH, Alain MEYER, Camille MINES, Jean-Jacques SOISSON und Sylvain WAGNER. Als ehrgeiziges Ziel setzte sich der CEL, sowohl Zielausrichtung als auch Strukturen und Methoden der  nationalen Erziehung radikal zu ändern. d.h. zu revolutionieren, dies vor allem unter 2 Gesichtspunkten: jedem alle Möglichkeiten und Mittel zur Persönlichkeitsentfaltung zu garantieren, sowie  das Individuum zur Überwindung von Weltveränderung und zum Umweltverstehen erziehen. Leider ist es so, dass dem CEL, als eine von der JDL unabhängigen Bewegung, viel an Resonanz  fehlte, und sein Zentralkomitee es unterliess, durch zugkräftige  Aktionen und Manifestationen den Durchbruch im Schüler- und Studentenmilieu zu versuchen.

Das Zentralkomitee der JDL selbst traf mancherorts glückliche Initiativen. Nicht nur dass am 13. November 1971 in Walferdingen ein Fussballspiel im Stade Prince Henri stattfand, und am 11.  März 1972 im Café du Commerce in Luxemburg verdienstvolle  Mitglieder der JDL wie L. SCHMIT, M. SAUBER-FEDERSPIEL, G. BOMB, G. DELLERE, L. EMRINGER, G. GLODEN und J. RIES  geehrt wurden, sondern, dass auch politische Themen angefasst wurden.

Sonder Zweifel war die von der JDL gestartete Aktion zur Liberalisierung des Abtreibungsparagraphen des Strafgesetzbuches  von allerwichtigster Bedeutung. Es begann damit, dass das Exekutivkomitee in seiner Sitzung vom 20. September 1971 sich grundsätzlich für eine Fristenlösung in diesem Problem, und  gegen eine lndikationslösung aussprach. In 4 Rundtischgesprächen (29. Dezember 1971 in Petingen; 6. Januar 1972 in Diekirch;  13. Januar 1972 in Luxemburg; 26. Mai 1972 in Esch-Alz.) wurde  die Öffentlichkeit mit diesem Problem konfrontiert und hierob  sensibilisiert. Die Aktion endete damit, dass angesichts der Hals-  starrigkeit der Rechtskreise Mitte 1972 ein Gesetzesvorschlag in  der Kammer eingereicht wurde wobei sich erstmals ein liberal-  sozialistischer Block herausschälte.

Andererseits wurden von der JDL Beziehungen zum NHV aufgenommen, dessen gerechte Forderungen sowohl in Zentralkomitees (11. Oktober 1971), als auch in Form von offenen Briefen an den Kammerpräsidenten (Dezember 1972) diskutiert und untermauert wurden.

lm Februar 1972 entstanden wieder Kontakte zur CSV-Jugend  zwecks Gesprächen über die Zukunft des “Cercle des Jeunes  Polítiques”.

In einer Reihe von Mitteilungen an die Presse wurden die Standpunkte der JDL klar dargelegt, sei es in den Bereichen der internationalen Politik (Plädoyer für die UNO-Aufnahme von Volks-  china: EK vom 25. Oktober 1971; Warnung vor einem voreiligen Eintri1tFranco~Spaniens in die EWG : EK vom 6. März 1972), der Einziehungspolitik (kritische Stellungnahme zu den Schulbei-  räten : ZK vom 15. November 1971) oder der Bürgerrechte (Protest gegen die Filmzensur: EK vom Januar 1972). Dies sollen nur Beispiele sein.

ln der JDL waren ferner seit langem Stimmen laut geworden, die ein eigenes Presseorgan für die Jungliberalen forderten. Die  Diskussionen und die Kreation eines solchen Organs, einer der  wichtigsten Programmpunkte des neuen Präsidenten Claude Schmit, konnten im Zentralkomitee vom 17. Januar 1972 begin-  nen. Obschon am 27. März 1972 das soeben bezeichnete Redak-  tlonskomitee erstmals tagte, musste man bis Mitte Mai 1972 warten, ehe die este Nummer von “Demokratie 80” in der Form  einer Beilage des “Letzeburger Journal” erschien.

Das Anhäufen von unzähligen Arbeitsstunden für die interne Organisation zog mit sich, dass die Beziehungen zu den befreundeten Bewegungen im Ausland etwas dürftiger wurden. Trotzdem  konnten erste Kontakte zu den Jeunesses Liberales Belgiens, Pro-inz Luxemburg, hergestellt werden; leider konnten sich diese Beziehungen noch nicht konkretisieren.