1957 schwoll die Krise weiterhin an und beherrschte weitgehend  das Szenenbild innerhalb der J.D.L. Die Spannungen zwischen  René Federspiel und den J.D.L.-Organen hielten an. Auf dem DP-Kongress in Mersch vom 14. April 1957 berichtete JDL-Sprecher Raymond Augé ausführlich von den internen Schwierigkeiten. Bei dieser Gelegenheit gab Parteipräsident Eugène Schaus  den Ausschluss René Federspiels aus der DP bekannt. Es kam  zu einem definitiven Bruch als René Federspiel die „Jeunesse  Liberale-Sociale” zusammen mit einigen anderen ausgetretenen  JDL-Mitgliedern gründete. Die Auseinandersetzungen klangen  dennoch etwas ab am 26. April 1957, als Nic. Gilien und Georges Penning für die J.D.L. und E. Hamilius für die D.P. in einem öffentlichen Appell gegen die Einberufung eines JDL-Nationalkongresses durch R. Federspiel protestierten.

Der eigentliche JDL-Kongress fand am 7. April 1957 statt und wählte folgendes Zentralkomitee: Ehrenpräsidenten: OSCH AIphonse und LINDEN Camille; Präsident: GILLEN Nic., Vizepräsidentin: SAUBER-FEDERSPIEL Marcelle; Sekretär: PENNING Georges; stellvertretende Sekretärin: SCHMIT Leonie; Kassierer: TURINETTY Fernand; stellvertretender Kassierer: AUGE Raymond; Mitglieder: TURINETTY Mariette, BECKIUS Marcel, DELLERE Gab., MART René, LECHES Fernand und de WAHA Ady.

Auf diesem Kongress gab sich die J.D.L. gesetzlich hinterlegte  Statuten. Das Zentralkomitee strengte alsdann eine Reorganisation der einzelnen Sektionen an, da diese sich durch der Abwanderung verschiedener Mitglieder aufdrängte. Schliesslich wurde R. Federspiel im August 1957 durch R. Auge in der „Commission Armée-Jeunesse” ersetzt.

Trotzt dieser internen Schwierigkeiten wurden die Kontakte mit  dem Ausland nicht vernachlässigt. So wurde ein reger Briefwechsel mit belgischen, französischen, holländischen und dänischen Jungliberalen, mit der L,S.l. und der W.F.L.R.Y. geführt:  Weiterhin vertrat G. Penning die J.D.L. vom 12. bis 14. April  1957 auf dem von der W.F,L.R.Y. in Bologna und Ravenna organisierten Jungliberalentreffen. Vom 27. bis 30. Juli 1957 nahmen  zwei .JDL-Vertreter auf dem von der „Associazione Studentesca  G. Oberdan” u. der „Fédération Nationale des Etudiants Radicaux“ in Taormina einberufenen konstituierenden Kongress der  R.S.l. („Radical Students International”) teil. Weiterhin entsandte die J.D.L. Vertreter einem Studienseminar, das der „Ring politischer Jugend” vom 3. bis 8. November 1957 im Jugendhaus Steineck zu Bad-Godesberg (BRD) veranstaltete und dem Thema: „die politische und ideologische Lage Westeuropas zwischen Amerika und der Sowjetunion” gewidmet war.

Es sei noch erwähnt, dass Nic. Gillen und Gab. Delleré die J.D.L.  auf dem Kongress der „Jeunesses Liberales Belges” (9. – 10.  November 1957) vertraten und im Januar 1958 in Luxemburg  eine Begegnung zwischen afrikanischen Liberalen des RDA  („Rassemblement Democratique Africain”) und den europäischen Liberalen der J.E.L. stattfand, wobei die J.D.L. durch  Turinetty Mariette und Sauber-Federspiel Marcelle vertreten  war.

Selbst organisierte die JDL am 8. September 1957 im Rahmen der „Campagne Européenne de la Jeunesse” die „Journee Européenne des Jeunesses Démocratiques Luxembourgeoises”, wobei G. Delleré die Eröffnungsansprache hielt und Camille Linden und E. Hamilius über europäische Themen referierten.

Die interne Organisation wurde auch erheblich gestrafft. So  konnte sich eine Sektion Luxemburg-Stadt bilden. die sich auf ihrer Versammlung folgendes Komitee gab: Präsident: Gaston THORN; Vizepräsidenten: Raymond AUGE und Fernand SCHMIT; Sekretärin Marcelle SAUBER-FEDERSPIEL; Kassierer:  Fernand TURINETTY; Mitglieder: Georges PENNING, Emile FEIERSTEIN und Manu HASSER. Andere Sektionen konnten ihre  Arbeit erfolgreich fortsetzen. so die Sektion Hagen.

Im September 1957 flammte für kurze Zeit die Polemik mit der „Jeunesse Libérale-Sociale“ wieder auf, als die JDL sich einer Aufnahme der J.L.S. in die „Jeunesse Européenne Liberale“ widersetzte, und dieser Streitfall auf dem JEL-Kongress in Paris vom 28. – 30. September 1957 debattiert werden musste. Eine  Kommission bestehend aus Suri (Schweiz), Schuiff (Holland) und  Van Dosselaere (Belgien) arbeiteten einen JEL-Beschluss dahin~  gehend aus, dass das Ersuchen der J.L.S. abgelehnt wurde und,  dass die Aufnahme der J.D.L., die eben eine luxemburgische  JEL-Sektion innerhalb der Organisation gegründet hatten und  deren Statuten gesetzlich hinterlegt waren (veröffentlicht im  Memorial vom 11. April 1957 no 21, Seite 478) aufgeschoben  wurde. (Siehe „Liberte” no 1/58 vom 11. Januar 1958).

Die Gemeinderatswahlen vom 13. Oktober 1957 brachten der DP  einen eklanten Erfolg. So errang die Partei 8 Sitze in Luxemburg  (6 im Jahre 1951), 2 in Wiltz, 2 in Esch (vorher 1), usw. Die J.D.L.  war nicht gerade schuldlos an diesem Redressement. In einer  grossen Anzahl Gemeinden reihten sich ihre Mitglieder in die  verjüngten Listen ein und konnten gute Resultate erzielen.  Der langjährige Präsident Camille Linden zog in den hauptstädtischen Gemeinderat ein. Auf dem ausserordentlichen DP-Kongress vom 8. Dezember 1957 in Luxemburg, der der Analyse der  Wahlresultate gewidmet war, konnte Paul Beghin stolz auf die  persönlichen Erfolge der JDL-Vertreter hinweisen; Raymond Augé, Jean Libaert und Gaston Thorn in Luxemburg, René Mart in  Esch, Gab. Delleré in Echternach und Welter in Mersch.

Es sei anschliessend noch erwähnt, dass das Jahr 1957 nicht zuletzt einen neuen Aufschwung der internen Politisierung gekennzeichnet war. So beteiligte sich die J.D.L. am 25. November  1957 an der Bildung eines Aktionskomitees für die Herabsetzung  der obligatorischen Militärdienstzeit zusammen mit JSL, LAJ  und FNCTTFEL-Jugend. Dieses Aktionskomitee erhielt folgen-  des Executiv: Präsident: Fernand Georges (JSL); Sekretär:  Gaston Thorn (JDL); Kassierer: Raymond Fischbach (LAJ).