Interessant an diesem Kongress war, dass hier erstmals, nach dem Bruch mit der ASSOSS und dem Ausbrechen einer Krise innerhalb der UNEL im Dezember 1968, von derGründung einer liberalen Studentenbewegung gesprochen wurde. Freilich war nicht festgelegt ob diese Bewegung die Form einer “Jeunesse estudiantine liberale autonome” oder jene einer Sektion inner- halb der JDL erhalten sollte. Daneben konnte der wiederge- wählte Präsident G. Bomb die Ausarbeitung eines neuen Pro- gramms der JDL ankündigen.
Obschon der Zentralvorstand 1969/70 seine Schaffenskraft nicht voll ausschöpfte und Präsident G. Bomb hierob sich mit dem Gedanken trug, zurückzutreten, so kann man nicht behaupten, dasKomitee habe seine Aufgaben völlig unerledigt gelassen. So konnten am 7. November`1969 auf Kirchberg ein Freundschaftstreffen im Café Vic. Jones und am 11. November 1969 eine Kon- ferenz mit Maurice Schmitz (Präsident der “Association des Cadres Fonctionnaires”) über die Probleme der öffentlichen Funktion veranstaltet werden. Eine besondere Aufmerksamkeit wurde den Studentenproblemen zugewandt, indem sich die JDL, u.a. im Januar 1970, in Solidarität mit der UNEL, die gerechten Forderungen der Universitätsstudenten in Bezug auf die Stipendien- frage unterstützte.
Auf internationalem Gebiet waren die Kontakte der JDL mit dem Ausland etwas ins Stocken geraten, da lediglich Jacques-Yves Henckes einer Tagung der JEL in Bruxelles (24. bis 30. Mai 1969) beiwohnte.
Dagegen konnte man eine regere Aktivierung der Sektionen be- obachten. Die Sektion Mamer, die am 8. Dezember 1969 in Mamer einen Konferenzabend mit G. Bomb und R. Federspiel veranstal- tet hatte, gab sich im Februar 1970 auf ihrer Jahresversammlung ein neues Komitee mit folgenden Leuten : Pierrot KIRSCH (Prä- sident); Joel HINTGEN und Josy STREITZ (Vizepräsidenten); Paul REICHERT (Sekretär); J.-P. SCHMIT (Kassierer); Marcelle NEYER, Victor EWERT, Jean-Paul NEYENS und René FEDERSPIEL (Mitglieder).
Auf Initiative von Jos. Scheer wurde 1969/70 die Kantonalsektion Wiltz lanciert. Auf ihrer konstituierenden Versammlung vom 21. November 1969 in Wiltz wurde ein provisorisches Komitee gebildet: Marlette SCHLÖSSER (Präsidentin); Jos. SCHEER (Sekretär); Camille ROEMER, Gusty DECKENBRUNNEN und Robert DELTGEN (Mitglieder).
Von den Bezirksvorständen sei an erster Stelle der Vorstand Zentrum erwähnt auf dessen Kongress am 11.April in Luxemburg Präsidentin Marcelle SAUBER-FEDERSPIEL erneut in ihrem Amt bestätigt wurde. Das Zentrumskomitee organisierte u.a. Besichtigungen in den Molkereien EKABE zu Eschweiler (22. März 1969) und LUXLAIT zu Merl (17. Mai 1969) sowie in der Kellerei Bernard Massard zu Grevenmacher (21. Juni 1969), während der Faschingsball im Neudorfer Braustübl (14. Februar 1970) seine Popularität wiederum unter Beweis stellte.
1969/70 war schliesslich auch das Jahr der Gemeinderatswahlen vom 12. Oktober 1969, wo die DP ihren Wahlsieg vom Vorjahr klar bestätigte. So errang die DP 8 Sitze in Luxemburg, 3 (+1) in Esch/Alzette, 1 (+1) in Bettemburg, 2 (+1) in Diekirch, 2 (+1) in Differdingen,1 (+1) in Düdelingen, 5 (+2) in Echternach, 2 in Ettelbrück, 3 in Hesperingen und 2 in Wiltz. Bei Nachwahlen in Esch am 22. März 1970 sollte die DP allerdings wieder auf 2 Sitze zurückfallen, hauptsächlich da sich eine Polarisierung zwischen der LSAP und ihrem SdP-Ableger gebildet hatte.
Diese Wahlen erwiesen, dass die JDL-Kandidaten dank ihres Strebertums und ihrer Überzeugungskraft schöne Resultate erzielen können. Während C. Goerens und E. Hahn in Bettemburg Erst- respektiv Zweitgewähite wurden, stach vor allem Colette Flesch als Erstgewählte in der Hauptstadt hervor. Vergessen wir nicht, dass G. Delleré in Echternach in den Gemeinderat gewählt wurde, G. Bomb und J.P. Rippinger in Luxemburg gut abgeschnitten, und M. Lambert erster Ersatzkandidat in Wíitz wurde.