Einige aus dem familiären Umfeld reagierten auf ihre Entscheidung wohl mit Befremden, aber niemand unternahm einen ernsthaften Versuch, sie umzustimmen. „In meiner Familie wird viel über Politik diskutiert, wir haben aber nicht unbedingt immer die gleiche Meinung.“ Vor fünf Jahren las Véronique Bruck die Wahlprogramme der Parteien durch und stellte fest, „dass die Richtung der DP mir am Besten gefiel, weil die Liberalen den Menschen die Wahl lassen, wie sie ihr Leben gestalten wollen.“ Fünf Jahre später kandidiert die junge Frau auf der Europaliste der Liberalen. „Eigentlich wollte ich mich auf meine Studien konzentrieren, aber dann hat man mir nahegelegt doch anzutreten.“

Die Europa-Spitzenkandidatur von Charles Goerens hat sie vollends überzeugt, ihren Beitrag zu leisten, damit die DP „soviel Stimmen wie möglich gewinnen kann“. Die junge Europakandidatin will in den verbleibenden Wochen Überzeugungsarbeit leisten. „Die Jugend hat den Verfassungsvertrag mehrheitlich abgelehnt. Das Argument Frieden reicht alleine nicht mehr aus.“

Acht weitere Kandidaten

Neben Véronique Bruck kandidieren auf den Landeslisten acht weitere Kandidaten, die jünger als 33 Jahre sind. Die Kampagne der Jungliberalen steht unter dem Motto „Act blue“. Ein eigenes Wahlprogramm wollen sie nicht vorlegen. „Wir haben unsere Ideen bei der Ausarbeitung des Wahlprogramms der DP eingebracht“, erklärt Véronique Bruck. Die DP-Jugend hat sich vor allem für eine Betonung der individuellen Freiheiten eingesetzt.

Als „Klassiker“ bezeichnet Bruck gesellschaftspolitische Forderungen wie das Wahlrecht für Ausländer bei den Landeswahlen, das Adoptionsrecht für gleichgeschlechtliche Paare und eine Liberalisierung des Schwangerschaftsabbruchs. Allzu viel Überzeugungsarbeit habe der Nachwuchs nicht leisten müssen, räumt Véronique Bruck ein. Die DP sei im Gegensatz zu den Jungliberalen zwar manchmal zurückhaltender in diesen Fragen, seit der Niederlage 2004 fahre die Partei einen betont „sozialliberalen Kurs“ und trete wieder für Gesellschaftsreformen ein. „Das wurde in den Jahren der Regierungsbeteiligung vielleicht etwas vernachlässigt.“ Die Jungliberalen verstehen sich „nicht als Revoluzzer sondern als das schlechte Gewissen der Partei.“

Den Vorwurf, die DP-Jugend sei vor allem eine „Jeunesse dorée“, will Bruck nicht gelten lassen. „Das war vielleicht einmal so, aber das Image eines Jugendclubs haben wir abgestreift. Die JDL hat eine klare politische Richtung eingeschlagen. Wir sind keine Snobs und nicht besser oder schlechter gestellt als die Jungsozialisten.“ Zwischen den sozialen Milieus der Jugendparteien kann Véronique Bruck keine wesentlichen Unterschiede mehr erkennen. Mit Anne Kremer und Benoît Joachim treten gleich zwei junge Leistungssportler für die DP an, die bisher nicht durch ihr politisches Engagement aufgefallen sind. „Aber das sind für uns doch keine Außerirdischen“, wehrt Véronique Bruck ab. Beide gehörten seit längerem zum Freundeskreis und sind in die Kampagne der JDL eingebunden.

Véronique Bruck wünscht sich für ihre Partei am 7. Juni ein gutes Ergebnis aber eine Regierungsbeteiligung hält sie nicht unter allen Umständen für erstrebenswert. Als Juniorpartner der CSV seien viele Gesellschaftsreformen nicht möglich, befürchtet die junge Politikerin. „Ich hätte dann lieber eine Ampelkoalition.“ Die Inhalte sollen wichtiger sein als die Beteiligung an der Macht.

Quell: Wort