Offener Brief an Martine Hansen, Direktorin des LTA (Lycée Technique Agricole)

Sehr geehrte Frau Direktorin,
Ihre Schule stand vergangene Woche in den Schlagzeilen nachdem bekannt wurde, dass im LTA ganze Klassen in der Vergangenheit systematisch zu Drogentests gezwungen wurden, weil es bei vereinzelten Schülern den Verdacht auf Marihuana-Konsum gab. Wie aus den Medien zu erfahren war, wurden diese Tests bei Minderjährigen ohne die vorherige Einwilligung ihrer Eltern von einem Mitarbeiter der Schule durchgeführt.

In den Medien wird die Direktion des LTA mit den Worten zitiert, man habe dies aus Sicherheitsbedenken getan, da man nicht wolle, dass die Schüler „bekifft matt der Motorsee schaffen.“

Doch was für Marihuana gilt, gilt im gleichen Maß für andere Substanzen ! Die Jungen Demokraten fragen sich deshalb, ob es demnächst am LTA auch zu entsprechenden Blut- und Urintests für Alkohol oder Beruhigungsmitteln kommen wird?

Und was für die Schüler im Unterricht gilt, gilt natürlich umso mehr für die Lehrer. Im Namen der Sicherheit wird die Direktion des LTA deshalb sicherlich auch bei punktuellen Verdachtsmomenten gegen Lehrer, das gesamte Lehrerkollegium zum Drogentest antreten lassen und ihre Privatangelegenheiten von Drogenhunden durchsuchen lassen?

Für den Fall, dass sich ein Lehrer dem widersetzen sollte, droht die Direktion natürlich mit der sofortigen Suspendierung?

Die Jungen Demokraten sind der Überzeugung, dass fundamentale Menschenrechte keine Frage des Alters sind! Gegen die Erniedrigungen, welche die Schüler des LTA über sich ergehen lassen mussten, hätte sich jeder Lehrer zur Wehr gesetzt. Und zwar mit den gleichen Argumenten, wie es die Schüler getan haben.

Die Jungen Demokraten sind bestürzt von der „Law and Order“-Rethorik, welche die Direktion des LTA, welche aus ausgebildeten Pädagogen besteht, bei dieser Problematik an den Tag gelegt hat. Diese lenkt unserer Meinung nach vom Kern des Problems ab. Denn um Schüler oder Lehrer mit Suchtkrankheiten zu identifizieren braucht man meist keine Drogenhunde. Diese Probleme sind meistens schulintern bekannt, nur dass die Schulen darauf nicht angemessen reagieren. Die betroffenen Schüler fliegen meist innerhalb kürzester Zeit von der Schule. Gilt dies auch für die Lehrer oder wird alles gekonnt unter den Teppich gekehrt? Geholfen ist dabei jedoch niemandem!

Im Namen der Sicherheit? Offener Brief an Martine Hansen, Direktorin des LTA (Lycée Technique Agricole)