Mehr Transparenz für den Verbraucher

Als Verbraucher ist es immer noch sehr schwierig, schnelle und übersichtliche Informationen über ein Produkt zu erhalten. Die Auswahl an Waren und Anbietern im alltäglichen Konsumdschungel steigt weiter an und noch nie war das Angebot in den Geschäften so umfangreich und vielfältig wie heute. Doch gerade diese Vielfalt stellt im Alltag eine enorme Herausforderung dar. So wird zum Beispiel die Suche nach Informationen zu etwaigen Giftstoffen in Kleidern, Kosmetika und Kinderspielzeugen nicht selten zu einem hoffnungslosen Unterfangen. Auch Angaben zu dem Produktions- und Weiterverarbeitungsort von Waren sind nur schwer ersichtlich. Dabei werden die Vermarktungsstrategien der Verkäufer immer ausgeklügelter und auch das Konsumverhalten wird stetig durch gezielte Werbung beeinflusst. Zu mehr Transparenz für den Verbraucher führt dies aber nicht.

Schadstoffe besser erkennen

Es wäre demnach angebracht, über eine bessere Kennzeichnung von Produkten nachzudenken. So wäre es denkbar ein Benotungssystem einzuführen, das es dem Verbraucher erlaubt, neben dem Preis, schnell und übersichtlich zu erkennen, in welchem Maße das Produkt schädliche oder bedenkliche Stoffe enthält. Als Vorbild für das Benotungssystem kann die Energieklassifizierung bei Häusern dienen. Hier wird durch Angabe eines Buchstaben, die Energieklasse festlegt. Ein ähnliches Bewertungssystem bei Nahrungsmitteln, Textilien, Kosmetika und Kinderspielzeugen, die immer wieder mit gesundheitsschädlichen Stoffen belastet sind, ist längst notwendig geworden. Dies würde es dem Käufer erlauben, schnell zu erkennen, ob und inwiefern der Gebrauch eines Produktes als eher unbedenklich eingestuft werden kann. Der Druck auf die Unternehmen, bedenkliche Inhaltsstoffe weniger oder gar nicht mehr in der Produktion zu verwenden, würde folglich größer werden. In diesem Sinn wäre das Mehr an Transparenz für den Verbraucher von doppeltem Nutzen.

Europäische und regionale Waren kennzeichnen

Zusätzlich sollten in der EU oder Großregion produzierte Waren besser gekennzeichnet sein. In Zeiten schwächelnder Konjunktur wäre dies ein einfaches Mittel, um die Produktivität der europäischen Industrie und indirekt auch die Wirtschaft Luxemburgs zu unterstützen. Was in der Lebensmittelindustrie mittlerweile allmählich immer besser funktioniert (z.B. produit du terroir) hat beispielsweise die Textilbranche noch nicht ausreichend erreicht. Viele große Unternehmen werben hier mit Tiefstpreisen für ihre Produkte, die oft in großen Massen und unter zweifelhaften Arbeitsbedingungen fernab vom europäischen Kontinent produziert werden. Eine einfache Kennzeichnung europäischer und regionaler Produkte, etwa durch ein „made in-Label“, das auf einheitlichen Standards basiert, würde demnach auch in anderen Bereichen ein Mehr an Transparenz bedeuten und hätte ebenfalls positive Auswirkungen auf unsere Umwelt, da kürzere Transportwege in diesem Fall weniger Energieaufwand bedeuten.

Hygienische Verhältnisse in Restaurants veröffentlichen

Zusätzliche Transparenz wäre ebenfalls im Gastronomiegewerbe möglich. Zwar ist das Preis-Leistungsverhältnis beim Restaurantbesuch eines der wichtigsten Kriterien bei der Wahl der Gaststätte, trotzdem ist nicht von der Hand zu weisen, dass die Sauberkeit der Lagerräume, Küche oder Personaltoiletten für viele eine genau so wichtige Rolle spielt. Hier fehlt es aber an den nötigen Informationen. Demnach werden in Luxemburg regelmäßig Kontrollen durchgeführt, der Gast wird über deren Ergebnis beim Betreten des Restaurants aber nicht informiert. Wünschenswert wäre folglich ein Rating-Verfahren für Hygiene einzuführen, ähnlich dem Modell das seit vielen Jahren in den USA angewandt wird. Dort wird dem Gast mit Hygiene-Noten (A-B-C) angezeigt, wie sauber ein Restaurant ist. Auch hier hätte die zusätzliche Transparenz positive Begleiterscheinungen. So ist anzunehmen, dass viele Betriebe eigenständig mehr auf die Hygienestandards achten, wenn der Gast über gute Bewertungen, die durch ein einheitliches Kontrollsystem festgestellt wurden, informiert wird. Zudem liegt es nahe, dass viele Gaststätten dann ebenfalls auf eine bessere Schulung des Personals wert legen werden. Dabei könnte die Veröffentlichung der Hygiene-Noten auf freiwilliger Basis stattfinden. Mit A bewertete Restaurants würden sicherlich gerne auf die gute Benotung hinweisen, Restaurants mit mangelhaften Hygieneverhältnissen hingegen versuchen, Verbesserungen vorzunehmen, um ebenfalls mit einer guten Bewertung werben zu können. Auch den Touristen, die unser Land besuchen, würde man mit dieser Bewertung ein zusätzliches Auswahlkriterium bieten. In den USA trägt dieses System übrigens bereits Früchte. So ist in Los Angeles innert drei Jahren nach Einführung des Systems der Anteil der A-Restaurants von 40 auf 77 Prozent gestiegen.

Marc Ruppert: Mehr Transparenz für den Verbraucher